Franziska Kohler

Meine Ankunft im Lappland – persönlicher Bericht zu mir und meiner Motivation

Der See ist zugefroren – nur ein regelmässiges Hächeln der Hunde ist zu hören und das Knirschen der Schlittenkufen – sonst Stille. Über mir tanzen die Nordlichter in grün, leuchtenden Gestalten. 
HundegespannVor 10 Jahren bin ich auf meiner ersten Reise in den Kanadischen Yukon „auf den Hund“ gekommen. Bereits bei meinen ersten Fahrten, wurde ich vom Hundeschlittenvirus angesteckt. Ayka, meine Siberian Huskyhündin ist heute bereits seit 9 Jahren meine treue Begleiterin.

Der See weicht dem tief verschneiten Wald. Die Bäume sind wie in dicke, weisse Mäntel eingepackt. Im Mondlicht erkennt man grosse, kleine aber auch bizarre Gestalten. Man zweifelt keinen Augenblick daran, dass hier die Trolle zu Hause sind.

So ansteckend wie das Huskyvirus ist auch das Nordlandvirus. Mit Ayka und bald auch Cayenne, reiste ich Winter für Winter in den Norden – Kanada, Finnland und zuletzt Schweden. Es war die Faszination zur Kälte des Nordens, die Liebe zur Natur und die Weite der Landschaft, die mich jeden Winter wieder angezogen haben.

Eine kleine Stuga direkt an einem See,  ohne fliessend Wasser und nur mit einemLappis-by-night Plumsklo im Garten, ist seit meiner Auswanderung im Sommer 2014  mein neues Zuhause. Die Aussicht und die Stille machen den geringen Komfort mehr als wett. Die gigantischen Farbspiele bei Sonnenauf- und Untergang tünchen die Landschaft entweder in gelb – rot oder in eiskalte blau und violett Töne – immer wieder atemberaubend.

Es war wahrscheinlich der Zufall, der mich zur Lappeasuando Lodge brachte, die ich im Winter 2014 kaufte. Ich erfüllte mir damit einen lang ersehnten Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Ich gab meine sichere Existenz als Lehrerin in der Schweiz auf und brach mit Sack und Pack und natürlich mit meinen Hunden nach Lappland auf.

caddy-trailerIm Juli 2014 bin ich in Lappeasuando angekommen. Es  begann vielleicht mein abenteuerlichstes Jahr meines Lebens. Es war voller kleiner, grosser und bisweilen auch riesigen Herausforderungen.

Der „Jahrhundertsommer in Lappland“ der mich nach meiner Auswanderung empfing, wich bald einmal dem goldenen Herbst und dem Schnee und bereits wandere ich mit den ersten Wintergästen auf Schneeschuhen durch tief verschneite Wälder. Von einem Aussichtspunkt schweifen alle Blicke über die unendlich weit erscheinende Landschaft. Dabei stärken wir uns ganz schwedisch, mit einer auf dem Feuer gegrillten Falunwurst. Es ist kalt, -30 und das Verweilen fällt kurz aus. Nach der Rückkehr geht es zuerst in die Sauna. Wärme für Körper und Seele und garantiert sehr entspannend mit einem Schluck Bier – auch ganz nach schwedischer Tradition.

Zwischen Wut und Resignation packe ich eine kleine Schaufel. Der Schnee ist pulvrig, federleicht und hüfttief. Schwierig damit klar zu kommen wenn man ein „Greenhorn“ ist im Schneetöfffahren. Schweissgebadet bei -20 Grad geht es jedoch bald wieder weiter. Stolz macht sich dann bemerkbar, als der Rest der Trainingsfahrt ohne weiteres Graben geklappt hat.

FellnaseEin kleiner, verspielter Fellkneuel wuselt auf meinem Schreibtisch herum. Taiga, gerade mal 10 Wochen alt, ist die dritte Fellnase im Bunde. Sie spitzt die Ohren als es vor der Tür plötzlich laut wird. Die Hunde von Sabine sind eingespannt und warten mit wildem Gehäul auf das Kommando zum Start. Die Leinen werden gezogen und schon stieben sie davon ins weisse Wunderland.

Kurz darauf steht Thierry draussen und verteilt Sturzhelme und gibt die ersten Instruktionen fürs Schneetöfffahren. Die Motoren heulen auf und weg sind auch sie. All die abenteuerlichen Geschichten vom Fahren werden beim abentlichen Zusammensein an der Bar ausfühlich und mit Stolz erzählt und für mich geht wieder einmal ein einzigartiger Tag zu Ende.

Nach einem Jahr in meinem neuen Leben in Lappland werde ich oft gefragt, ob ich den Schritt nochmals tun würde. Ja, ich würde es wieder tun! All die tollen Erlebnisse, die interessanten Gäste, die grandiose Natur und die Freiheit sind die harte Arbeit wert.

Willkommen im Winterwunderland in Lappeasuando.